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Orpheus Trust - Verein zur Erforschung und Veröffentlichung vertriebener und vergessener Kunst

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Tätigkeitsbericht 1999

Tätigkeitsbericht Orpheus Trust Vereinsjahr 1999

Forschung und Dokumentation hatten auch im Vereinsjahr 2000 oberste Priorität. Die Ergebnisse dieser Forschungsaktivitäten bildeten die Grundlage der laufenden Vermittlungs- und Veranstaltungstätigkeit und stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung.

• Der Bestand der in der Personendatenbank verzeichneten vertriebenen und verfolgten Musikschaffenden hat sich auf 3700 Personen (Stand zu Jahresanfang: 3250) erhöht. Zu den einzelnen Personen hat sich der Informationsstand bedeutend verbessert.
• Die Werkdatenbank enthielt mit Jahresende über 6600 Werke von vertriebenen Komponisten (zu Jahresbeginn 5500).
• Mit der Inventarisierung und Archivierung des Notenmaterials im Nachlass Fritz Spielmanns wurde begonnen.
• Während Forschungsaufenthalte in New York, London und Italien sowie mit Personen, die sich in Wien aufhielten, konnten über 40 'oral-history-Interviews' geführt werden.
• Der Fritz Spielmann Fonds vergab im vergangenen Jahr 5 Projektstipendien.
• Mit 21 Koproduktionen und Eigenveranstaltungen konnte der Orpheus Trust 1999 die Öffentlichkeit mit Leben und Werk von über 100 Musikschaffenden bekanntmachen.
• Gemeinsam mit den Initiatoren des Projektes 'Verlorene Nachbarschaft' erhielt Primavera Gruber am 19. Mai 1999 die Friedrich Torberg-Medaille für Zivilcourage der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Das Buch zum Projekt, 'Verlorene Nachbarschaft. Die Wiener Synagoge in der Neudeggergasse. Ein Mikrokosmos und seine Geschichte', Hg. Käthe Kratz, Karin Schön, Hubert Gaisbauer und Hans Litsauer, Wien 1999 enthält ein Kapitel verfolgte und vertriebene Musikschaffenden im 7.und 8. Wiener Gemeindebezirk.
• Der Mitgliederstand hat sich 1999 auf 250 zahlende ordentliche und außerordentliche Mitglieder erhöht.

1. Forschung und Dokumentation

Datenbank, Archiv
Unser Ansuchen um Finanzierung eines Forschungsprojektes beim Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr wurde nicht beantwortet. Da die Forschungsarbeit auf Grund des Zeitfaktors höchste Priorität besitzt, wurde sie unbezahlt weitergeführt. Während Forschungsaufenthalte in New York, London und Italien so wie in Wien wurden von Primavera Gruber 40 'oral history'-Interviews geführt und mehrere Nachlässe und Archivbestände gesichtet. Zusammen mit den Informationen aus dem Wiener Adressbüchern 1937/38 wurden wertvolle Informationen gesammelt und der Bestand der Personendatenbank konnte auf 3250 Personen erweitert werden. Die Zahl der von der Werkdatenbank erfaßten Kompositionen erhöhte sich auf 5500 - Material zu über ca. 10.000 weiteren Kompositionen befindet sich bereits beim Orpheus Trust, konnte aus Personalmangel aber noch nicht erfasst werden,.

Publikation
'Flüchtige Klänge. Erster Versuch einer Topographie' nennt sich ein Kapitel von Primavera Gruber im von den Initiatoren des Projektes 'Verlorene Nachbarschaft' herausgegebenen, gleichnamigen Buch.Als Ergebnis umfassender Recherchen enthält es eine erstmalige Übersicht der in den Bezirken Josefstadt und Neubau tätigen, verfolgten und vertriebenen Musikschaffenden, die doch nur als Momentaufnahme eines 'work in progress' verstanden werden kann: umfangreiche Recherchen sind notwendig, um diese Übersicht zu vervollständigen.

Nachlass Fritz Spielmann
Ein Ansuchen um Förderung der Inventarisierung und Archivierung des Notenmaterials im Nachlass Fritz Spielmanns bei der Abteilung Wissenschaft der Stadt Wien wurde erst Ende Dezember (zur Hälfte) genehmigt. Mag. Dr. Regina Thumser hat trotzdem mit der Arbeit angefangen. Notenmaterial Fritz Spielmanns wurde mehreren Interpreten zur verfügung gestellt, so stellte die Folkwang-Hochschule Essen Fritz Spielmann im Programm 'Manhattan Transfer' im Rahmen der 'Folkwang Fest Musik' vor.

Fritz Spielmann Fonds
Der mit Mitteln der Erben Fritz Spielmanns, Moshe H. Jahoda und Walter Mark Gregory, und des Kulturamtes der Stadt Wien eingerichtete Fonds vergab im Jahr 1999 folgende Projekt-förderungen:
• Gerlinde Illich - Reisekostenzuschuss Forschungsaufenthalt in San Fran Francisco und New York im Rahmen ihrer Diplomarbeit 'Zur Rezeptionsgeschichte der Werke Karl Weigls 1920-1938'
• Joshua Horowitz - Kostenbeitrag zur CD-Produktion 'Budowitz - Khassene On A Kale (Wedding without a Bride)'
• Kyung Boon Lee - Druckkostenbeitrag Dissertation 'Literatur und Musik im Exil. Hanns Eislers dodekaphone Kantaten', Peter Lang Verlag, New York u.a..
• Primavera Gruber - Hotelkosten YMCA Forschungsaufenthalt in New York

2. Orpheus Trust als 'Informationsdrehscheibe'
Die Vermittlungstätigkeit des Orpheus Trust fand auch heuer wieder ihren 'systematischen' Niederschlag - an 450 Veranstalter im deutschsprachigen Raum erging das jährliche
'Veran¬staltermailing'. Darin waren Namen von 150 Dirigenten, Solisten und Ensembles angeführt, die Werke von 'Exilkomponisten' in ihrem Repertoire haben und mit dem Orpheus Trust in Verbindung getreten sind.
In über 150 Anfragen zu Musikschaffenden und ihren Werken, aber ebenso oft auch aus
ei¬gener Initiative, wurden Informationen an andere Institutionen (z.B. Nachlass Otto Janowitz, New York, an Literaturhaus), Forscher (z.B. zu Peter Stadlen an Reinhard Kapp), Veranstalter (z.B. Komponisten aus Galizien an Benno Schnatz, IME), Interpreten (z.B. Noten Walter Jur-manns an Golden Stars), andere Interessenten (z.B. zu Nachkommen Fritz Löhner-Beda an Lagergemeinschaft Buchenwald) und Medien (Ableben Ernest Gold an APA), Leihgaben für Ausstellungen (Mimi Grossberg-Ausstellung der Österreichischen Exilbibliothek) sowie Tonauf-nahmen (z.B. zu Jakob Gilboa an Johannes Kalitzke) und Notenmaterial (z.B. von Philip Herschkowitz an Marjana Lipovsek) weitergegeben. Viele neue Kontakte mit Exilanten und ihren Angehörigen wurden geknüpft. Das Archiv ist weiter angewachsen - wertvolle
Spenden erhielten wir u.a. von Hedi Stadlen, Edith Steinitz und Ilse S. Tysh aus London.

3. Koproduktionen und Eigenveranstaltungen
Trotz einer bewußten Reduktion der Veranstaltungstätigkeit auf Grund des Personalmangels wurden 1999 zwanzig Veranstaltungen und Koproduktionen durchgeführt. Primavera Gruber referierte auf Einladung des Vereines 'musica reanimata' in Berlin und beim Internationalen Johann Strauss-Kongress. Neben der 'Hanns Eisler-Ausstellung' samt Rahmenprogramm sind die Veranstaltungsreihe 'Musik im Exil' im Literaturhaus, der Schwerpunkt zum 50. Todestag des Komponisten Karl Weigl mit Workshops und Konzerten, eine neue Version des Jimmy Berg-Abends von Lena Rothstein, die Wiederaufnahme der 'Fritz Spielmann-Gala' sowie das 'Musikfest für Norbert Brainin' im Wiener Konzerthaus anlässlich seiner auf Anregung des
Or¬pheus Trust zustande gekommenen Ehrung mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien zu nennen.

4. Zur finanziellen Situation
Das Budget des Jahres 1999 (ohne Fritz Spielmann Fonds) betrug rund öS 1 Mio., davon stammten ca. 80% (öS 790.000,--) aus Projektfinanzierungen der Stadt Wien und des BKA.Kunst. Eine Basisfinanzierung wurde trotz der Empfehlungsschreiben vieler Mitglieder und Exilanten abgelehnt. Die Forschungs- und Vermittlungstätigkeit wurde im Jahr 1999 von der öffentlichen Hand ebenfalls nicht unterstützt, die Transkription der Tonbandinterviews, aber auch Neuanschaffungen mussten daher sogar aus privaten Mitteln aufgebracht werden. Der Verein Orpheus Trust hatte mit Jahresende 1999 246 ordentliche und außerordentliche Mitglieder. Mit den Mitgliedsbeiträgen und zusätzlichen Spenden in Höhe von öS 84.500,-- konnten Büromiete, Telefon, Fax und Forschungsreisekosten finanziert werden. Die restlichen Mittel rekrutierten sich aus Rück- und Nachzahlungen für 1998, Konzerteinnahmen, Einnah¬men aus Buch- und CD-Verkauf und Beiträgen von Mitveranstaltern. Für die vielschichtige Tä¬tigkeit des Orpheus Trust bedeutete die Finanz- und in der Folge vor allem die Personalaus¬stattung (neben Primavera Gruber mit Elfriede Hitter eine 13-Wochenstunden-Mitarbeiterin) einen eklatanten Missstand, der im Jahr 2000 endgültig behoben werden muss.

Primavera Gruber

 

 



Egon Wellesz

   

 


 


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