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Orpheus Trust - Verein zur Erforschung und Veröffentlichung vertriebener und vergessener Kunst

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Tätigkeitsbericht 1998

Tätigkeitsbericht Orpheus Trust Vereinsjahr 1998

Auch das dritte Jahr des im Mai 1996 gegründeten Vereines Orpheus Trust war auf allen Gebieten seiner Aufgabenstellung: Forschung, Vermittlung und Veranstaltungstätigkeit äußerst ergebnisreich und arbeitsintensiv.

• Das Forschungsprojekt des Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank konnte sehr erfolgreich abgeschlossen werden.
• Der Bestand der in der Personendatenbank verzeichneten vertriebenen Musikschaffenden hat sich auf 1900 Personen erhöht und damit verdreifacht.
• Die Werkdatenbank enthält inzwischen über 4100 Werke von vertriebenen Komponisten (zu Beginn des Jahres 1500).
• Der Nachlaß Fritz Spielmanns wurde im Literaturhaus gesichtet und geordnet.
• Im Oktober 1998 wurde der Fritz Spielmann Fonds geschaffen.
• Mit 35 Koproduktionen und Eigenveranstaltungen konnte der Orpheus Trust 1998 die Öffentlichkeit mit Leben und Werk von über 50 Musikschaffenden bekanntmachen.
• Die Fa. Preiser Records gab eine CD mit Liedern von Fritz Spielmann, Orpheus Trust brachte im Rahmen des Fritz Spielmann Festivals ein Begleitbuch heraus.
• Der Mitgliederstand hat sich auf 216 zahlende ordentliche und außerordentliche Mitglieder erhöht.
• Das Büro wurde räumlich erweitert sowie ein Internet-Anschluß eingerichtet. Mit Elfriede Hitter konnte eine Teilzeit-Mitarbeiterin gewonnen werden.
• Gemeinsam mit den Initiatoren des Projektes 'Verlorene Nachbarschaft' erhält Primavera Gruber am 19. Mai 1999 die Friedrich Torberg-Medaille der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

1. Forschung und Dokumentation
Forschungsprojekt 1998
Unter der Leitung von Jürg Stenzl (Ordinarius für Musikwissenschaft, Universität Salzburg) konnte von Regina Thumser und Primavera Gruber ein umfassendes und sehr erfolgreiches Forschungsprojekt durchgeführt werden. Im Rahmen dieses Projektes wurden 50 Interviews mit Exilanten, ihren Angehörigen und Informanten geführt. Aus den Vorarbeiten und den aus den Interviews gewonnenen Informationen konnte sowohl die Personendatenbank als auch die Werkdatenbank bedeutend erweitert werden (s. o.). Weiters wurde im Rahmen des Projektes neues Quellenmaterial (Dokumente und Noten) gesammelt. Besonders erwähnenswert ist der Teilnachlaß von Hermann und Alfred Lunger, der dem Orpheus Trust von Inge Lunger zur Verfügung gestellt wurde.

Nachlaß Fritz Spielmann
Der Nachlaß von Fritz Spielmann wurde nach einer ersten Sichtung durch Thomas Gayda für das im März stattgefundene Festival von Regina Thumser geordnet und in normgerechte Kisten umgepackt. Der Nachlaß ist nun im Literaturhaus fachgemäß gelagert. Die wissenschaftliche Aufarbeitung wird nach Sicherung der Finanzierung in den kommenden zwei Jahren erfolgen.

Fritz Spielmann Fonds
Der Fonds wurde mit Mitteln der Erben Fritz Spielmanns, Moshe H. Jahoda und Walter Mark Gregory, und der Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Wien gegründet. Der Fonds vergibt Projektstipendien an junge Musikwissenschafter, Exilforscher und Musiker zur Erforschung und Aufarbeitung vertriebener und vergessener Musik.

2. Orpheus Trust als Vermittlungs-, Kontakt- und Informationsstelle
Die Vermittlungstätigkeit des Orpheus Trust fand auch heuer wieder ihren 'systematischen' Niederschlag: es wurden Aussendungen an 450 Veranstalter im deutschsprachigen Raum getätigt. Darin waren Namen von 113 Dirigenten, Solisten und Ensembles angeführt, die Werke von 'Exilkomponisten' in ihrem Repertoire haben und mit dem Orpheus Trust in Verbindung getreten sind. In der laufenden Vermittlungs- und Beratungstätigkeit konnten Projekte (Brundibár-Projekt der Jeunesse Musicale Deutschland), Zeitzeugen (Greta Klingsberg, Moshe. M. Jahoda), Veranstalter (Jüdisches Museum der Stadt Wien), Interpreten (Claus-Christian Schuster u. Yair Kless), Werktitel und Notenmaterial von vertriebenen Komponisten (z.B. dem Geiger Hagai Shaham), biographische Informationen (BRG Kirchberg) sowie Leihgaben für Ausstellungen (z.B. 100 Jahre Institut für Musikwissenschaft) vermittelt werden.

3. Koproduktionen und Eigenveranstaltungen
Auch die Zahl der Veranstaltungen hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Besonders das Fritz Spielmann Festival, das Musikprogramm zum Projekt 'Verlorene Nachbarschaft' und die Hanns Eisler-Ausstellung ''s wird dem Himmel Höllenangst werden' führten zu einer großen Medienpräsenz. Weitere Veranstaltungen waren die 1997 begonnene Konzertreihe 'Hommage an ...' in der Wiener Urania und 'Die verlorene Insel' im Aktionsradius Augarten, die Vortragsreihe 'Musik im Exil' im Literaturhaus, Klezmer Workshops (zusammen mit Varwe Musica, Institut für Volksmusikforschung der MU Wien), Konzerte und Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Herbert v. Karajan Centrum, dem Jüdischen Museum der Stadt Wien, dem ORF RadioKulturhaus, dem Wiener Konzerthaus und im Rahmen des Kammermusikfestivals 'Heiligenkreuzer Herbst'. Der Orpheus Trust war weiters an Ausstellungen (Nationalbibliothek, Institut für Musikwissenschaft) und Tagungen beteiligt. Im Rahmen dieser Veranstaltungen konnte der "vertriebenen Musik" neuerlich Raum im österreichischen Musikleben wiedergegeben und diese im Gedächtnis der Öffentlichkeit verankert werden.

4. Zur finanziellen Situation
Das Gesamtbudget des Jahres 1998 betrug rund öS 1,2 Mio., davon stammten 75% aus Subvention (Projektfinanzierungen) der öffentlichen Hand. Von diesen Mitteln waren
öS 500.000,-- dem Fritz Spielmann Festival gewidmet.
Neben dem BKA.Kunst und dem Kulturamt der Stadt Wien wurde der Orpheus Trust unterstützt von: Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr, der Abteilung Wissenschaft der Stadt Wien, dem SKE-Fonds der Austro Mechana, der Wiener Städtischen, dem ORF, dem Musikverlag Doblinger und der Bank Austria.
Der Verein Orpheus Trust hat heute 216 zahlende ordentliche und außerordentliche Mitglieder, deren zusätzliche Spenden über mühsame Strecken hinweggeholfen haben und damit ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung der Vereinsarbeit setzten. Dieser Betrag belief sich auf öS 60.000,--. Die restlichen Mittel rekrutierten sich aus Sponsoring, Konzerteinnahmen, Einnahmen aus Buch- und CD-Verkauf und Beiträgen von Mitveranstaltern.
Trotz des im Jahr 1998 erfreulich angestiegenen Gesamtbudgets des Vereines Orpheus Trust muß darauf verwiesen werden, daß als Folge der reinen 'Projektfinanzierung' als Honorar für die künstlerische Leitung und Geschäftsführung lediglich ein Betrag von öS 70.000 zur Verfügung stand und daß in Hinkunft eine ausreichende Basisfinanzierung unumgänglich ist.

5. Zukunftsperspektiven
Neben einer Schwerpunktsetzung in den Bereichen Forschung , Didaktik und Vernetzung wird 1999 mit einem größeren Projekt zum 50-jährigen Todestag des Komponisten Karl Weigl gedacht. Eine Homepage wird angestrebt, der Programmbeirat soll seine Arbeit aufnehmen.

Der Vorstand im Vereinsjahr 1999:
Vorsitzender: o.Univ. Prof Dr. Walter Pass, Institut für Musikwissenschaft, Universität Wien
Vorsitzender-Stv.: Olga Neuwirth, Komponistin
Schriftführer: Dr. Thomas Dombrowski, Musikwissenschafter u. Publizist, EDV-Consultant
Schriftführer-Stv.: Dr. Heinz Lunzer, Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur
Kassierin: Dr. Marcile Dossenbach, IG Freie Theater

Künstlerische Leitung und Geschäftsführung: Dr. Primavera Gruber

 

 



Charlotte Demant

   

 


 


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