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Reaktionen (Auswahl)
Einige Reaktionen und persönliche Meinungen, die uns auf Grund unserer Aussendung 'Orpheus in Gefahr' erreichten.
4. Oktober 2005
.... The Orpheus Trust really deserves all the publicity and support it can get.
Eva Fox-Gál
www.hansgál.com
Dear Primavera Gruber,
I am so sorry — though not totally surprised! —to learn that the
Austrian Government is failing to support the Trust's work adequately.
It is such a small amount that is required compared with the total sums
expended by governments. But it is so often precisely the smaller
organizations whose work is valuable out of all proportion to the costs
incurred that are abandoned when there is the slightest shortage of
resources.
All 'displaced' Austrian musicians and artists owe you enormous
gratitude for what you have done. Most of us have found our niches
elsewhere, and it will be Austria that loses out if the Trust cannot
continue its work. But for everyone's sake, and that of art and of
cultural history, I very much hope that some last-minute solution can be
found that will allow your work to continue.
Best wishes,
Michael Graubart
18 Laitwood Road
London
SW12 9QL
UK
5. Oktober 2005
Liebe Primavera,
mit Betroffenheit habe ich die Nachricht von der drohenden Schließung des Orpheus Trust gelesen. Auch für unseren Berliner Förderverein "musica reanimata", der sich seit nunmehr 15 Jahren der Wiederentdeckung NS-verfolgter Komponisten und ihrer Werke widmet, gehört der Orpheus Trust zu den wichtigsten Partnern. Er wäre ein beschämender Verlust, wenn diese weltweit geschätzte Arbeit nicht weitergeführt werden könnte.
Herzliche Grüße,
Dr. Albrecht Dümling
"musica reanimata", 1. Vorsitzender
Wiclefstr. 59
D-10551 Berlin
Germany
Tel. (49 30) 395 73 60
albrecht@duemling.de
www.duemling.de http://www.duemling.de
6. Oktober 2005
Dear Dr. Gruber,
Thank you for your enlightening email. I had never heard of the Orpheus Trust. It is sad that this good work may be at an end. As a Holocaust survivor, I have become cynical in believing that the roots of antisemitism will always be in our world. Man does not learn from past experience thus the horrors of National Socialism may well be repeated in the future.
Historically, the Jew has always lived as a small minority arousing jealousy by their wealth and standing thus becoming a scapegoat and blamed for societies problems.
In light of the foregoing it is understandable that this Trust has not received the funding it deserves.
Best regards,
Peter Blau
7. Oktober 2005
Liebe Frau Dr. Primavera Gruber,
erschütternd und beschämend finde ich die in Medien und Ihrer Post geschilderte Situation des Orpheus Trust.
Ich bewundere Ihren wichtigen und unermüdlichen Einsatz, der Ihnen nicht nur schlecht gedankt, sondern auch noch ruiniert wird.
Ich wollte ich könnte meine Pension an Orpheus Trust überweisen.
Hoffen wir, dass die wirklich Verantwortlichen für dieses Desaster bald Andere, oder anderer Einsicht werden.
Mit aufrichtigem Dank und Wünschen,
Sibyl Urbancic
www.urbancic.at
www.derStandard/Kultur, 8. Oktober 2005
DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.10.2005
Orpheus (Trust) muss schweigen - Mit Kommentar
Das in Wien wirkende Archiv zur Aufarbeitung von Daten über während der Nazizeit aus Österreich vertriebene Musiker steht vor dem Aus
Von Peter Vujica
Wien - Der in Wien gegründete und auch hier ansässige Orpheus Trust, ein Archiv zur Aufarbeitung von Daten über während der Nazizeit aus Österreich vertriebene Musiker, plante anlässlich seines zehnjährigen Bestehens eine Serie von Veranstaltungen.
Sie sollten nicht nur in Wien, sondern dank des ausgezeichneten Rufs dieser Institution, auch in mehreren anderen Kulturzentren Europas stattfinden. Kooperationen mit dem Jewish Music Institute in London, mit der Musica Reanimata in Berlin, dem Jewish Musik Festival in Budapest, dem Jüdischen Museum in Amsterdam und mit dem Französischen Kulturinstitut waren fix vereinbart. Und das Programm so weit unter Dach und Fach, dass es den zuständigen Gremien der EU in Brüssel zwecks finanzieller Förderung vorgelegt werden konnte.
Bedauerlicherweise wurde das Projekt abgelehnt. Und dies nicht aus inhaltlichen Gründen, sondern weil es die budgetären Erfordernisse - ein Drittel der Kosten müssen vom Land, aus dem das Ansuchen stammt, getragen werden - nicht erfüllte. Die 70.000 Euro, die von der Stadt Wien in Aussicht gestellt wurden, reichten dazu nicht aus, zumal vom Bund überhaupt keine Zusagen erfolgt waren.
So musste ein Projekt, mit dem das nun endende österreichische Gedenkjahr einen würdigen gesamteuropäischen Nachhall gefunden hätte, unrealisiert bleiben. Darüber hinaus könnte sogar der Fall eintreten, dass "Orpheus Trust" seine Arbeit aus Geldknappheit einstellen muss.
Der Gesamtetat von 160.000 Euro reicht für die Arbeit nicht mehr aus. Die Stadt Wien wäre bereit, ihren Beitrag von 73.000 Euro aufzustocken, würde auch der Bund seinen bisherigen Zuschuss von 27.000 Euro in angemessenem Ausmaß erhöhen.
Zwei diesbezügliche Schreiben an Staatssekretär Morak blieben unbeantwortet. Als es Primavera Gruber, der Gründerin und Leiterin des Orpheus Trust gelang, zu einem zuständigen Mitarbeiter im Bundeskanzleramt telefonisch vorzudringen, wurde sie in so harschem Ton abgewiesen, dass sie "den Hörer vom Ohr weghalten musste".
(Anm.Orpheus Trust: Hier sind zwei Kleinigkeiten aus Versehen ein wenig durcheinander gekommen:
Die in unserer Presseaussendung genannte Summe in Höhe von 27.000,-- seitens bka.kunst war die Jahressubvention 2004. Heuer erhielten wir nach zahlreichen Schreiben, Gesprächen, Hearings etc. 30.000 Euro Jahressubvention für 2005.
Die erwähnte harsche Zurückweisung auf eine telefonische Anfrage im Büro des Kunststaatssekretärs bezog sich auf unsere höfliche Frage nach einer Bestätigung der 'nationalen Kofinanzierung' für ein EU-Projekt. ). Auf unseren Schreiben von August und September 2005 erhielten wir am 11. Oktober eine negative, aber nicht unfreundliche Antwort.
Muss Orpheus betteln?
(Kommentar)
Hätte man alles nicht schwarz auf weiß vor sich, müsste man es für einen bösartigen Witz halten: Da echauffiert sich das offizielle Österreich zu allen fotogenen Gelegenheiten, die auch den entsprechenden publizistischen Niederschlag versprechen, im Volkssport der Political Correctness; da wird anlässlich der glorreichen Wiedergeburt unseres ratenweise ohnedies allmählich wieder abgeschafften Staates ge-, be-und nachgedacht, dass alle Großköpfe rauchen; da ist für ein paar Erdäpfel am Heldenplatz und sonstiges subkulturelles Entertainment im Handumdrehen eine Million Euro da.
Doch für eine Institution wie den "Orpheus Trust", die ohne großen rhetorischen Dampf und ohne opportunistisches Gewusel in Politikerbüros wertvolle Knochenarbeit verrichtet - nämlich das, was in diesem Land einst durch Unrecht und Kunstfeindschaft vernichtet und ausgejagt wurde, durch mühselige Spurensammlung und -sicherung zumindest fiktiv wieder herzustellen -, dafür ist freilich kein Geld vorhanden. Weil sich vor vergilbten Notenblättern nicht eindrucksvoll posieren lässt.
Oder vielleicht doch. Wenn auch ganz anders, als es sich die zuständigen Stützen unserer Gesellschaft vielleicht wünschen: Denn gerade durch dieses würdelose Feilschen um Zuständigkeiten und durch diesen Rückzug auf kameralistische Formalitäten beweisen alle Beteiligten, wie egal ihnen die schuldhafte Vergangenheit des von ihnen verwalteten Landes im Grunde ist und wie pflicht- und schuldlos sie sich fühlen.
Bliebe noch ein Ausweg: So wie der Bundeskanzler für den teuren "25 Peaces"-Spaß mit Belvedere-Pawlatschen und anderem bei diversen Firmen Sponsorgelder keilte, könnte er sich doch jetzt für den "Orpheus Trust" einsetzen. Wenn schon bei keiner Firma, dann vielleicht bei seinem Kunststaatssekretär.
8. Oktober 2005
Liebe OrphikerInnen!
Mit großer Anteilnahme und mit ebensolchem Interesse habe ich Euer Wirken in den vergangenen Jahren beobachtet und verfolgt. Sie haben es geschafft, eine Reihe von jüdischen Musik-KünstlerInnen dem unendliche Dunkel des Vergessens zu entreissen, in das sie durch die menschenverachtenden Nazi-Horden gestoßen worden sind. Diese Ehrerbietung vor den Geschändeten zeichnet Ihre Arbeit aus und es stünde der Stadt Wien und der Republik Österreich wohl sehr gut an, darauf allergrößten Wert zu legen.
Ihre Rettung von vielfältigem musikalischem Schaffen und der damit verbundene KünstlerInnen vor der Anonymität des Nichts war auch mir immer ein großes Anliegen, das ich etwa bei bei Rudolph Goldscheid oder Kurt Husnik durch Symposien umsetzen konnte, mit Partnern wie Die Österreichische Liga für Menschenrechte, die Stadt Wien (Univ. Prof. Dr. Ehalt), die Universität Wien (die Rektoren Univ. Prof. Dr. Ebenbauer, Univ. Prof. Dr. Greisenegger, VR Univ. Prof. Dr. Mettinger, Univ. Prof. Dr. Mitchell Ash etc.) und den Verband Wiener Volksbildung.
Es ist für mich zutiefst bestürzend, wenn ich nunmehr lesen und hören muss, dass diese für Wien (die meisten KünstlerInnen arbeiteten doch in dieser Stadt) und Österreich so fundamental wichtige Spurensuche nach unserer brutal unterbrochenen künstlerischen Identität nicht nur nicht entsprechend gewürdigt und gefördert wird, sondern dass man sichtlich mit vollem Bewusstsein zuschaut, wie diese Arbeit als Folge einer unverantwortlichen Unterdotierung durch den Bund (die Republik Österreich) und die Stadt Wien wahrscheinlich demnächst eingestellt werden muss.
Das entlarvt für mich Aktionen für den großen Arnold Schönberg als PR-Werbestrategie, nach der man glaubt, die Auslöschung vieler anderer geschändeten und vertriebenen jüdischen Musiker für alle Zeiten aktiv in Kauf nehmen und damit befördern zu können.
Ich habe mir schon lange gedacht, es sollte ein Forschungsprojekt in Angriff genommen werden, wieviele Kompositionen bzw. Aufnahmen der ermordeten, emigrierten und verstorbenen KünstlerInnen in den verschiedensten Medien/Veranstaltungen etc. illegal und ohne Tantiemenablieferung bzw. Abgeltung an die UrheberInnen oder deren Erben absichtlich oder unabsichtlich verwendet worden sind. Wenn mein lange gehegter Verdacht erhärtbar wäre, dann müsste es zu einem neuen Fonds kommen, der von den Nutznießern zu finanzieren wäre und es wäre zumindest auch das Motiv transparent, warum die Arbeit des Orpheus-Trust wegen Unterdotierung nicht ausreichend unterstützt wird.
Mit traurigen Grüßen
Ihr
Dr. Bernd Gallob
Amalienstrasse 22
A-1130 Wien
Austria
Tel. + Fax: +43-1-877 23 76
Mobil: 0676-628 59 49
Mail: bernd.gallob@eunet.at
10. Oktober 2005
Liebe Primavera,
Ich finde es skandalös, dass es soweit gekommen ist ! Peter Vujica im Standard hat die richtigen Worte dafür gefunden, dass die Republik mit der Unterstützung des Orpheus Trust eine wahre ideelle Wiedergutmachung leisten könnte, aber die notwendigen Schritte verabsäumt, damit die KünstlerInnen und deren Werke, um die es hier geht, wieder entdeckt und bewahrt werden können !
Toll, was du/ihr in der Vergangenheit aufgebaut habt - alles gute weiterhin
ao.Univ.Prof. Dr. Hannes Tretter, Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Menschenrechte, Wien
Sehr geehrte Frau Dr. Gruber,
Orpheus Trust muss weiter bestehen! Ausgerechnet im 'Gedankenjahr' 2005 die wertvolle Arbeit des Vereins einzustellen hieße politische, historische und menschliche Gedankenlosigkeit auf die Spitze zu treiben.
Das KosmosTheater wünscht Orpheus Trust noch viele erfolgreiche Jahre!
Mit besten Grüßen
Maga Barbara Klein
Intendantin
KosmosTheater
Siebensterngasse 42
A-1070 Wien
tel 01-5231226
fax 01-5231226-16
www.kosmostheater.at
barbara.klein@kosmostheater.at
Liebe Frau Dr. Gruber,
ich habe Ihre Zuschriften gelesen und sehr bedauert dass die Situation des Orpheus Trust wegen der mangelnden offiziellen Subventionen prekär geworden ist. Ich kann nur mit Ihnen hoffen, dass es gelingen wird diese Situation zu verbessern und ich wünsche sehr dass Ihre Bemühungen erfolgreich sein werden.
Mit dieser Hoffnung verbleibe ich mit herzlichen Grüßen
Ihr Eli Freud
Jerusalem
freud19@012.net.il
11. Oktober 2005
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Frage an Morak und Mailath-Pokorny
Die ausbleibende Unterstützung von Seiten des BKA/Staatsekretär Morak (& auch der Gemeinde Wien) ist eine traurige Nachricht und wäre eine zynische Tat zugleich. Frage an die (Geld)-Verantwortlichen: Wer soll diese Arbeit jetzt machen? Wird sie offiziell als unwichtig betrachtet?
Vom Ausland betrachtet, würde Österreich, sollte die Schliessung tatsächlich eintreffen, leider seinem Ruf gerecht: Lippenbekenntnise statt Interesse, Aushungern statt Unterstützung, Missachtung statt Mitverantwortung.
Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer ausserordentlich wichtigen Arbeit und hoffe auf ein Wunder.
Christina Wesemann Wittgenstein
christina@wesemann.hk
12. Oktober 2005
Obwohl die wichtige Arbeit des Orpheus Trust national und international anerkannt wird, hat der Verein mit Geldsorgen zu kämpfen. Die verbale Würdigung des Engagements des Orpheus Trust muss sich endlich auch in den öffentlichen Förderungen niederschlagen. Der Orpheus Trust ist ein wertvoller Beitrag zur Erinnerungskultur dieses Landes - und das nicht nur im Gedenkjahr. Die Politik ist gefordert, ihren Lippenbekenntnissen auch Taten folgen zu lassen.
Mag. Philipp Kainz
Kainzgasse 24/14
A-1170 Wien
Tel: 0650/850 45 76
13. Oktober 2005
Solidarität mit Eurem Anliegen und angesichts der skandalösen Situation!!!
Dr. Christian Glanz
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Institut für Analyse, Theorie und Geschichte der Musik
Schubertring 14
1010 Wien
Liebe Freunde
Da ich viele Aufführungen miterlebt habe, die ohne Orpheus-Trust nicht möglich gewesen wären, schicke ich Euch diese Information weiter. Ich würde mich freuen, wenn ihr diese Mail auch weiter verbreiten würdet und hoffe, dass es Erfolg bringt
Mit lieben Grüßen
Marika Altmann
"Wie heute bekannt wurde, steht der Orpheus Trust auf Grund des Desinteresses von Seiten der offiziellen Stellen im Kunststaatssekretariats des Bundeskanzleramts wie auch dem Kulturamt der Stadt Wien vor dem aus.
Der Orpheus Trust hat sich auf höchst verdiente Weise seit 1996 um die aus Österreich während des NS Regimes vertriebenen oder ermordeten Musiker, Komponisten und (Musik)-Verleger, - wissenschaftler und -publizisten verdient gemacht, inzwischen auch ein einzigartiges Archiv aufgebaut und genießt höchstes Ansehen. Da es sich außerdem bei dieser Gruppe um den weitaus größten Teil der kreativen musikalischen Intelligenz des Landes gehandelt hat, wäre es nicht nur eine Frage des normalen Anstands sondern auch eine des österreichischen Gedächtnisses, diese Arbeit zu unterstützen.
Ausgerechnet im sogenannten Be- oder Gedenkjahr 2005 scheint die negative Entscheidung der politischen Handlungsträger daher eine fragwürdige, um nicht zu sagen zynische Entscheidung zu sein. Vielleicht lässt sich mit genügend öffentlicher Unterstützung die 'offizielle' Haltung revidieren und damit die weitere Arbeit des Orpheus Trust ermöglichen. Es soll ja noch Wunder geben. Auf der Home Page des Orpheus Trust findet sich ein Unterstützungsformular für Interessierte. Es wäre auch nützlich, diesen Vorschlag an andere weiterzuleiten."
18. Oktober 2005
Der Orpheus Trust in Gefahr!
Der Orpheus Trust, der mit der Archivierung des Schaffens vertriebener und
ermordeter jüdischer Komponistinnen und Komponisten einen wesentlichen Beitrag zur Aufarbeitung der Auswirkungen des Nazi-Regimes leistet, droht der
Schweigepolitik der Regierung zum Opfer zu fallen.
Seit 1996 wurde nicht nur eine umfangreiche Datenbank angelegt, sondern es wurden auch zahlreiche Veranstaltungen organisiert, sowie ein internationales Netzwerk aufgebaut. Mit seiner akribischen Rechercheleistung hat der Orpheus Trust Archivmaterial mit viel persönlichem Engagement aufbereitet, das sonst für immer verschwunden wäre. Der in Österreich einzigartigen Arbeit des Orpheus Trust droht jedoch das Aus, weil es die Bundesregierung und der Kunststaatssekretär vorziehen, Steuergelder in ein gefälliges Gedankenjahr zu investieren. Anstatt dass eine Organisation wie der Orpheus Trust gefördert wird, bleibt die Regierung mit ihrem Finanzierungsinteresse weit hinter den Anforderungen eines wirklichen Gedenkens zurück. Die kontinuierliche und damit immens wichtige Arbeit des Orpheus Trust bleibt unterdotiert und wird mehr und mehr unmöglich gemacht.
Die IG Kultur Österreich protestiert auf das Heftigste gegen den Versuch eine Organisation auszuhungern, die sich gegen die Fortschreibung des Opfermythos der Zweiten Republik richtet und fordert eine ausreichende Finanzierung, sowie eine entsprechende Anerkennung von Seiten der verantwortlichen Politiker/innen!
Gabi Gerbasits (Geschäftführerin), Marty Huber (Sprecherin)
IG Kultur
20. Oktober 2005
Sehr geehrte Frau Dr. Gruber!
Anbei mein Mail zur Kenntnis.
Mit freundlichen Grüßen
Mag. Daniel Löcker
Büro d. Stadtrates f. Kultur und Wissenschaft
Friedrich-Schmidt-Platz 5
1082 Wien
Tel: (+43 1) 4000/81169
Fax: (+43 1) 4000/99/81164
E-Mail: loc@gku.magwien.gv.at
Sehr geehrte Damen und Herren!
(Anm. Red: Damit ist nicht der Orpheus Trust gemeint. Wir haben keine Mails dieses Inhalts weitergeleitet, schon gar nicht anonym. Wohl aber wollen wir Sie in unserer Homepage über die diversen Reaktionen und persönlichen Meinungen informieren)
Auf Umwegen habe ich von einem anonymen Schreiben betreffend den Orpheus Trust erfahren, das von Ihnen an einen größeren Personenkreis weiter geleitet wurde. Nachdem darin einige aus meiner Sicht unrichtige Behauptungen gemacht werden, ist es mir ein Anliegen seitens der Stadt Wien dazu Stellung zu nehmen. In dem Schreiben wird der Stadt Wien pauschal grundsätzliches Desinteresse sowie Zynismus gegenüber dem Orpheus Trust vorgeworfen.
Zur Richtigstellung folgende Punkte:
1)Die Subvention seitens der Stadt Wien wurde in den letzten Jahren sukzessive von EUR 30.000,- auf 73.000,- erhöht. Dieser Betrag wurde auch für die nächsten Jahre in Aussicht gestellt.
2)Der Bund trägt für dieses gesamtösterreichische Projekt eine Verantwortung, hat jedoch seine Subventionen bei EUR 30.000,- eingefroren.
3)Vertreter der Stadt Wien haben bereits bisher und werden sich weiterhin im Rahmen der Landeshauptleutekonferenz für eine Unterstützung durch andere Subventionsgeber einsetzen. Wiederholte Appelle an den Bund, diese Förderung anzuheben sind bislang jedoch unbeantwortet geblieben.
4)Seitens der Stadt Wien wurde dem Orpheus Trust eine Budgeterhöhung in Aussicht gestellt, sollte der Bund mit der Förderung der Stadt Wien gleichziehen.
Ich ersuche Sie, dieses mail auch an jene Personen weiter zu leiten, die von Ihnen ursprünglich angesprochen wurden.
Mit freundlichen Grüßen
Mag. Daniel Löcker
Büro des Wiener Stadtrates für Kultur und Wissenschaft
Dr. Andreas Mailath-Pokorny
2. November 2005
Lisa Farthofer
Österreichische Musikzeitschrift
Liebes Orpheus Trust - Team, liebe Primavera Gruber,
angesichts der unentbehrlichen Arbeit, die der Orpheus Trust in musikgeschichtlicher, aber auch in kulturpolitischer Hinsicht leistet, möchte ich die Republik Österreich sowie die Stadt Wien dringend dazu aufrufen, ihr erforderliches gesellschaftspolitisches sowie kulturelles Verantwortungsbewusstsein geltend zu machen, sich ferner der internationalen Blamage durch eine mögliche Zwangsschließung des Orpheus Trust vorzusehen und mit einer entsprechenden finanziellen Befügung den Bestand des so verdienstvollen und unersetzbaren Orpheus Trust langfristig zu sichern.
Lisa Farthofer / Österreichische Musikzeitschrift
4. Januar 2006
ICH FINDE DASS WIEN, DIE KULTURSTADT, ORPHEUS FUR IHR KULTURELLES GEWISSEN BRAUCHT!
Ruth Schoenthal, Atlantic Beach, USA, Komponistin
13. Februar 2006
(an Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel)
Dear Sir,
First of all, I introduce myself. I am the adopted daughter of Max Deutsch, the great musician, spiritual son of Schoenberg, professor of many young composers of diverse countries.
My friend Primavera Gruber has informed me that next April she will be obliged to close Orpheus Trust because of dfinancial difficulties.
I learned that the Austrian government refuses to support adequately the finances of Orpheus Trust. It is absolutely revolting.
You must help Orpheus Trust.
You owe that compensation to all the artists who suffered and died under the nazi government.
If Orpheus Trust closes, it will be a great loss for the Austrian government. It will strongly tarnish the image of your country.
Hoping that you will accomplish what has to be done.
I address to you my sincere respects
Natika de Yznaga
Antwort des bka.kunst vom 15. März 2006
Sehr geehrte Frau Yznaga!
Zu Ihrem Schreiben vom 13. Februar 2006 an Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel darf ich Ihnen seitens der zuständigen Abteilung der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes mitteilen, dass die Aktivitäten des Vereins Orpheus Trust in der österreichischen Förderszene nach den Möglichkeiten des Kunstförderungsgesetzes und den Rahmen richtlinien seit Jahren Unterstützung finden.
Insbesondere freut sich die Kunstsektion darauf verweisen zu können, dass es dem Herrn Staatssekretär für Kunst und Medien, Franz Morak, gelungen ist, in den letzten Jahren Subventionserhöhungen für die Konzertveranstaltungen des Orpheus Trust zu ermöglichen.
Sehr geehrte gnädige Frau, Sie dürfen sicher sein, dass sich die Republik Österreich nicht nur durch die Aktivitäten des Orpheus Trust den Erbe der Vergangenheit moralisch verpflichtet fühlt. Innerhalb der Kunstförderpolitik des Bundeskanzleramtes (u.a. Arnold Schönberg Center, Ernst Krenek Institut, Aufführungen in der Gesellschaft der Musikfreunde, etc...) kann dies deutlich dokumentiert werden.
Mit freundlichen Grüßen
Für den Bundeskanzler:
Dr. Alfred Koll
10. April 2006
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!
(Dieser Brief ging auch an: Klubobmann Alexander van der Bellen, Staatssekretär Franz Morak, Bundesministerin Ursula Plassnik, Bundespräsident Fischer, Bundesministerin Gehrer, Bürgermeister Häupl)
Es ist mir ein Bedürfnis, mich mit diesem Brief an die Verantwortlichen für Kulturpolitik in Österreich zu wenden. Des weiteren möchte ich jene Persönlichkeiten und politischen Gremien ansprechen, die sich um die Belange der durch die Nationalsozialisten Vertriebenen und Ermordeten kümmern.
Als Mitglied des ORPHEUS TRUST, Verein zur Erforschung und Veröffentlichung vertriebener und vergessener Kunst, bin ich bestürzt, traurig und enttäuscht, dass die öffentliche Hand sich nicht bereit zeigt, die vielfältige Tätigkeit dieser international anerkannten Institution ihrem derzeitigen Umfang entsprechend finanziell zu fördern.
Der ORPHEUS TRUST hat bis jetzt nicht weniger als 5300 während der NS-Zeit vertriebene oder ermordete Komponisten erfasst, die in Österreich wirkten. Der Schatz, den sie hinterließen, muss erst gehoben werden, die Musik gespielt und zum Leben erweckt sein, um ihn überhaupt beurteilen zu können.
In den 10 Jahren seiner Existenz hat der ORPHEUS TRUST die notwendige wissenschaftliche Grundlagenarbeit für die Erfassung der vertriebenen Musik geleistet, eine viel genutzte Datenbank und ein renommiertes Archiv angelegt. In regelmäßigen Veranstaltungen wurde bereits ein ansehnlicher, wenn auch im Vergleich zum vorhandenen Material verschwindender Teil der vertriebenen Musik zum Klingen gebracht. Allein im Jahr 2005 wurden 36 Veranstaltungen durchgeführt. Nähere Angaben zur Arbeit des Vereins sowie zur konkreten finanziellen Lage finden sich im beigelegten Arbeitsbericht 2005.
Die Leistungen des Vereins waren in der Vergangenheit sowohl in finanzieller als auch in arbeitstechnischer Hinsicht nur durch objektiv unzumutbare Selbstausbeutung seitens der bezahlten und freiwilligen Mitarbeiter möglich. Das Büro platzt aus allen Nähten, Teile des Archivs mussten anderwärts gelagert werden. Bei dem Umfang, den die Vereinstätigkeit Dank der ungeheuren Leistung der Mitarbeiter angenommen hat, ist ein weiteres Arbeiten nur möglich, wenn die österreichischen Entscheidungsträger bereit sind, den Verein finanziell soweit zu unterstützen, dass diesem menschenwürdige Arbeitsbedingungen möglich werden.
Im Wiener Otto-Wagner Spital am Steinhof hat man den behinderten Kindern, die im „Dritten Reich“ der Euthanasie zum Opfer fielen, ein würdiges Mahnmal errichtet. Zahlreiche Stablichter, zwischen denen kleine Rosen gepflanzt wurden, erinnern am Vorplatz des Jugendstiltheaters an die ermordeten Kinder.
Im Sommer verwandelt sich das Mahnmal in einen Unkraut-Anger, aus dem gerade noch die Lichter hervorragen. So lässt man diese Kinder, wenn die Rosen ihnen blühen sollten, wieder sterben – an Gleichgültigkeit, Lieblosigkeit und Knauserei.
Auf ähnliche Weise vertreibt man die vertriebene Musik ein weiteres Mal, lässt man ihre Schöpfer noch einmal sterben. Indem man den ORPHEUS TRUST finanziell aushungert, verhindert man die Verwirklichung des Ziels dieser Institution, die vergessene Musik zum Leben zu bringen. Im nachhinein vollendet man, was dem Nationalsozialismus nicht zur Gänze gelungen ist. Es genügt nicht, mit großem Aufwand ein Mahnmal zu errichten oder ein Gedenkjahr zu veranstalten. Das Gedenken verlangt stetige Pflege, Aufmerksamkeit und Mittel, denn nur so kann Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass NS-Verbrechen sich niemals wiederholen dürfen.
An einem strahlenden Herbsttag fuhr ich, als Fünfzehnjährige aus der Emigration zurückkehrend, über den Arlberg. Tief bewegt von der Schönheit meiner Heimat, voll Stolz und Hoffnung, wollte ich diesem Land dienen..
Aufgrund der Weigerung, entsprechende Gelder dafür zur Verfügung zu stellen, ist Österreich, das sich als Musikland versteht, im Begriff einen großen Teil der Österreichischen Musik des 20. Jahrhunderts der Vergessenheit anheim fallen zu lassen. Vielleicht diene ich noch, indem ich für den Orpheus Trust um substantielle Erhöhung der Förderungen ersuche.
Ich hoffe, mich für dieses Land nicht schämen zu müssen.
Hochachtungsvoll
Eva Brossmann
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Elisabeth Schumann
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