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Orpheus Trust - Verein zur Erforschung und Veröffentlichung vertriebener und vergessener Kunst

Willkommen auf der Homepage des Orpheus Trust. Seine heute aktive Plattform ist der Verein orpheus.news






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Tätigkeitsbericht 2005

Tätigkeitsbericht Orpheus Trust Vereinsjahr 2005

• Die biografische Datenbank des Orpheus Trust enthält heute
Informationen zu 4.731 Musikschaffenden, die Werkdatenbank 13.045 Werke.
• Die Handbibliothek umfasst derzeit 627 Bücher, 180 Artikel und 3 Zeitschriftenabos, das Notenarchiv 1.200 Kompositionen. Im Archiv befinden sich außerdem 572 Musikaufnahmen, 355 Tonbänder mit Interviews, Radiofeatures und Vorträgen, 99 Videokassetten und CD-Roms, sowie künstlerische Nachlässe, Dokumente, Fotos und andere Materialien zu ca. 3.000 Musikschaffenden.
• In insgesamt 36 Veranstaltungen wurde die Öffentlichkeit im Jahr 2005 mit Leben und Werk von ca. 300 verfolgten Musikschaffenden bekannt gemacht.
• An die 300 Anfragen an Datenbank und Archiv wurden beantwortet.
• Anfang 2006 hatte der Verein (nach Ausschluss langjähriger Nichtzahler) 511 ordentliche und außerordentliche Mitglieder. Wir freuen uns über zahlreiche neue Mitglieder und Unterstützungserklärungen, sowie über die Mitgliedsbeiträge und Spenden in Höhe von EUR 15.317,70, die ca. 10% der Ausgaben abdeckten.
• Im Oktober 2005 wurde der Orpheus Trust mit dem 'Premio Nazionale Silvio Sammarco Springer' ausgezeichnet.
Wir trauern um Leon Askin, Norbert Brainin, Paul Kling, Cilli Wang, Lilli Hearst, Susi Lovett-Rozsa und Peter Drucker, sowie um unsere Mitglieder Otto Wolf (Peter Loos) und Herta Blaukopf, die im Jahr 2005 von uns gegangen sind.

1. Forschung und Dokumentation
Datenbank, Archiv
Aus Personalmangel hat sich die Forschung fast ausschließlich auf das Ende Juni abgeschlossene FWF-Forschungsprojekt 'Verfolgte Musik' konzentriert; der Abschlussbericht liegt im Archiv des Orpheus Trust auf. Dank unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterin Dr. Anneliese Harasek konnten im Jahr 2005 auch die Datenbanken des Orpheus Trust beträchtlich erweitert werden, Teile des Nachlasses von Erwin Weiss wurden bereits inventarisiert. Primavera Gruber hat ehrenamtlich zehn weitere 'oral-history'-Interviews geführt. Von Gerhard Bronner erhielten wir einen Teilvorlass; daneben wurden uns umfangreiche Materialien zu anderen Künstlern sowie zahlreiche Spenden für die Handbibliothek übergeben.
Fritz Spielmann Fonds
Der Fonds, gegründet aus Mitteln der Erben Fritz Spielmanns, Moshe H. Jahodas und Walter Mark Gregorys und des Kulturamtes der Stadt Wien, trug im Jahr 2005 zur Entstehung einer Erich Zeisl-CD und einer CD mit Kammermusik von Vally Weigl bei. Ein Ansuchen für das CD-Projekt 'Exiles' der Sängerin Judith Kopecky wurde positiv beantwortet.

2. Informationsvermittlung, Beratung, Vernetzung
An die 300 Anfragen von Exilforschern, wissenschaftlichen Institutionen, Musikveranstaltern, Interpreten, anderen Interessenten und Medien nach Informationen, Materialien und Datenbankausdrucken wurden vom Orpheus Trust beantwortet. 550 Veranstalter im deutschsprachigen Raum erhielten das jährliche 'Veranstaltermailing' mit Namen von über 400 Dirigenten, Solisten und Ensembles mit Exilmusik im Repertoire, die mit dem Orpheus Trust in Verbindung getreten sind. Gerhard Scheit hat das vierte Jahr das Orpheus Supplement der 'Zwischenwelt', 'Orpheus in der Zwischenwelt', betreut. Primavera Gruber war im November als Referentin zur Konferenz 'Politique musicale du nazisme et persécution des musiciens juifs' in Paris eingeladen. Sie wurde vom Außenministerium beauftragt, eine Konferenz im Rahmen der Plattform Kultur - Mitteleuropa zum Thema 'Verfolgte Musik in den totalitären Regimes des 20. Jahrhunderts' zu konzipieren.
3. Veranstaltungstätigkeit
Das Frankreich - Festival wurde Anfang 2005 erfolgreich mit dem Exilkabarett 'Vienne à Paris', einer Buchpräsentation mit Maria Bill, einem Klavierrecital, einem Gesprächskonzert rund um den Komponisten Joseph Beer, Filmmusiktagen mit Livemusik, dem internationalen Symposion 'Douce France?' und der Ausstellung 'Musikerexil in Frankreich' fortgesetzt. Die Ausstellung wurde anschließend in der Diplomatischen Akademie in Wien sowie in der Grazer Musikuniversität gezeigt; ein Buch zum Symposion wird 2006 im Picus Verlag erscheinen. Die ebenfalls äußerst erfolgreiche Reihe 'Mit leichtem Gepäck' im RadioKulturhaus wurde bis zum Sommer fortgesetzt, 2006 soll auch eine CD mit Highlights dieser Reihe entstehen. Im Juni durften wir uns über den Besuch von Kantor Shmuel Taube freuen. Zu einigen schönen Konzerten mit vertriebener Musik konnte der Orpheus Trust substantiell beitragen ('Vertriebene Lieder' mit Judith Kopecky und Aurélie Tremblay, 'Liebe?' von Polyhymnia, 'Verfolgt, vertrieben, vergessen' mit dem Max-Reger-Streichtrio, sowie das Gedenkkonzert für Roman Scholz im Stift Klosterneuburg). Vom Wiener Volksbildungswerk wurde der Orpheus Trust beauftragt, Programme zum Gedenkjahr zu konzipieren: aus unseren Vorschlägen entstanden 8 Abende mit Gerhard Bronner ('Das Favoritenlied') und 4 weitere Vorstellungen von 'Vienne à Paris'.

4. Zur finanziellen Situation (siehe auch Jahresabrechnung 2005)
Trotz intensivster Bemühungen und Unterstützung von vielen Seiten hat sich die unfassbare Situation kaum geändert. Seitens des bka.kunst wurden uns Anfang 2005 unerfüllbare Auflagen vorgeschrieben, so sollte der Orpheus Trust für Feuerwehrauflagen und Sicherheit der von unseren Kooperationspartnern meist gemieteten Räumlichkeiten (z.B. RadioKulturhaus) verantwortlich sein. Mit Hilfe der IG-Kultur erreichten wir, zu einem Hearing beim bka.kunst eingeladen zu werden, aber weder dort noch in einem zusätzlichen Gespräch im Begleitung von Dr. Gabriel Lansky, der einen Roundtable aller Subventionsgeber vorschlug, stießen wir auf offene Ohren: im Juni wurde uns eine Erhöhung um EUR 3.000,- auf EUR 30.000,- als Jahressubvention 2005 zugestanden (angesucht war um EUR 144.000,-). Herbstveranstaltungen mussten in der Folge gestrichen, eine Mitarbeiterin gekündigt werden. Der Orpheus Trust ist ein gemeinnütziger Betrieb, der nicht von zwei Halbtagskräften geführt werden kann. Primavera Gruber hat 2005 über 500 Mehrstunden geleistet (im ersten Halbjahr neben einem vollen Arbeitstag), auch viele Mitglieder haben uns ihre Zeit und Hilfe geschenkt.
Das zweite Halbjahr war daher fast zur Gänze Fundraisingaktivitäten gewidmet. Unsere Presseaussendung 'Orpheus in Gefahr' sorgte zwar für breites internationales Medienecho und viele Unterstützungserklärungen, aber nicht einmal die Zusage der Stadt Wien, die Subventionen zu erhöhen, wenn der Bund ebenfalls erhöhen würde, bewirkte eine Haltungsänderung der Kunstsektion des Bundeskanzleramts. Für das Jahr 2006 wurde insgesamt um EUR 300.000,-- angesucht, ein großer Teil dieser Summe für die Vorbereitungen der Klanginstallation 'Klangwege.Wienweit' 2007. Vor den entscheidenden Sitzungen der MA7 und bka.kunst über unsere Ansuchen für 2006 wurden alle Entscheidungsträger sowie die Musikbeiräte des bka.kunst nochmals ausführlich über die Situation des Orpheus Trust informiert und um Unterstützung gebeten. Die Folgen: auf Vorschlag des Musikbeirats wurde uns vom bka.kunst eine Erhöhung um EUR 5.000,-- gewährt (angesucht war um 104.000,-), die Subvention gelte allerdings nur für Musikerhonorare. Auch vom Wissenschaftsministerium gab es eine negative Antwort.
Der Vorstand hat deshalb Ende November einstimmig beschlossen, dass eine Weiterarbeit nur dann vertretbar ist, wenn die Summe der Förderungen durch die öffentliche Hand in einem ersten Schritt EUR 300.000,- beträgt (längerfristig wie Arnold Schönberg Center, MICA oder Literaturhaus 1.000.000,-). Die Verträge der Mitarbeiterinnen wurden mit Jahresende gekündigt. Bei einschlägigen Institutionen im In- und Ausland wurde das Interesse für die Bestände und eine eventuelle Weiterarbeit des Orpheus Trust bereits sondiert - eine Maßnahme, die großes Interesse, aber auch Bestürzung hervorgerufen hat.
Dr. Primavera Gruber, 28. 2. 2006

 

 



Walter Unterberg

   

 


 


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